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Sigrid Arteaga

Zwischen Storytelling & Selbstfindung: Sigrid Arteaga über Medien, Migration und das Leben in Berlin.

Wo arbeiten Sie?

Ich arbeite beim Novalis Medienhaus in Berlin und leite dort Sonderprojekte wie „Plus Forty Nine” und „Diplo.Berlin”. Diese Projekte konzentrieren sich darauf, internationale Menschen und Migranten in Deutschland durch Medien, Storytelling und praktische Hilfsmittel zu unterstützen.

Warum haben Sie sich für Berlin entschieden? 

Berlin schien mir aufgrund seiner Offenheit und Vielfalt der richtige Ort zu sein. Es ist eine Stadt, in der so viele Kulturen aufeinandertreffen, was sie unglaublich dynamisch macht. Für jemanden, der in den Medien und mit internationalen Gemeinschaften arbeitet, ist Berlin der perfekte Knotenpunkt. Aber um ehrlich zu sein, hat Berlin mich ausgewählt. Wie viele andere dachte auch ich, ich würde nur ein oder zwei Jahre bleiben – und plötzlich sind es schon mehr als zehn Jahre. Diese Stadt hört nie auf, einem etwas beizubringen. Sie zwingt einen, über sich selbst nachzudenken und vor allem, Dinge nicht persönlich zu nehmen. Das Leben in Berlin und mit Deutschen ist wie ein Crashkurs genau darin.

Was lieben Sie an Berlin? 

Ich liebe es, dass Berlin so voller Gegensätze ist. Die Stadt kann hektisch und laut sein, aber auch ruhig und grün. Die Stadt gibt den Menschen die Freiheit, sich neu zu erfinden, und es herrscht eine Toleranz, die einem das Gefühl gibt, wirklich man selbst sein zu können. Ich liebe die Freiheit, ohne Angst spazieren zu gehen, den ganzen Tag zu schlafen oder die ganze Nacht durchzutanzen – all das macht Berlin möglich.

Was waren einige der Herausforderungen, die Sie bewältigen mussten, und wie haben Sie das geschafft? 

Selbst alltägliche Dinge wie Einkaufen bei IKEA oder herauszufinden, wie das Essen schmeckt, waren am Anfang eine Herausforderung. Zu lernen, wann man was kaufen muss und dass man rausgehen muss, wenn die Sonne scheint, oder an einen See fahren muss, wenn es warm ist, waren ebenfalls Lektionen. Der Mangel an Sonnenschein kann hart sein. Für viele von uns, die aus sonnigeren Gegenden kommen, sind Depressionen eine Realität. Freunde zu finden und zu daten, war ebenfalls eine Herausforderung. Bis heute verstehe ich nicht ganz, wie Deutsche daten. Und natürlich braucht man Geduld. Man muss wirklich geduldig mit sich selbst sein.

Wer oder was hat Ihnen geholfen, sich in Berlin einzuleben? 

Am meisten hat es mir geholfen, Menschen zu finden, mit denen ich mich verbinden konnte – sowohl Deutsche als auch andere internationale Personen. Am Anfang bot mir die Facebook-Gruppe die Möglichkeit, Menschen zu treffen, die verstanden, was ich durchmachte. Mit der Zeit fand ich großartige Freunde, die zu meiner Stütze geworden sind – eine Mischung aus Deutschen, Mexikanern und Kolumbianern. Auch Gemeinschaftsprojekte, lokale Medien und Expat-Netzwerke haben eine große Rolle dabei gespielt, dass ich mich zu Hause fühlen konnte.

Welchen Tipp würden Sie jemandem geben, der neu in Berlin ist?

Sei geduldig mit dir selbst und mit dem System, denn hier brauchen die Dinge Zeit – insbesondere die Bürokratie. Isoliere dich nicht, sondern knüpfe frühzeitig Kontakte zu Communities, sei es durch Sprachkurse, kulturelle Veranstaltungen oder Interessengruppen. Freunde zu finden, kann sich wie ein Vollzeitjob anfühlen. Du wirst wunderbare Menschen kennenlernen, aber auch andere, die nicht auf derselben Wellenlänge sind wie du – und das ist okay. Finde Mittel und Wege, um den Kopf über Wasser zu halten: fröhliche Playlists, inspirierende Bilder oder kleine Rituale, die dich daran erinnern, wer du bist. Lerne Deutsch, auch wenn es nur langsam vorangeht. Und denken Sie daran: Deutsche wirken auf den ersten Blick vielleicht verschlossen, aber wenn sie sich einmal öffnen, sind sie wirklich großartig.

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