Berlin ist eine lebendige Metropole, in der Talente aus der ganzen Welt zusammenkommen. Die Stadt zieht internationale Fach- und Führungskräfte an. Sie alle arbeiten in multikulturellen Teams zusammen, die von einer gelungenen Kommunikation und strategischen Zusammenarbeit profitieren – Faktoren, die zugleich anspruchsvolle Herausforderungen im Arbeitsalltag mit sich bringen. Kommunikative und organisatorische Kompetenzen sind gefragt. Genau hier setzt Fatma Erol-Kılıç an.
Fatma Erol-Kılıç ist Verhaltens- und Kommunikationstrainerin aus Berlin und bringt ihre umfassende Expertise aus über einem Jahrzehnt Erfahrung in der Softwareentwicklung und im interdisziplinären Arbeiten als User Experience Expertin sowie einem Jahrzehnt als Kommunikationsexpertin in ihre Coaching-Arbeit ein. Mit einem Hintergrund als Diplom-Wirtschaftsingenieurin (HTW Berlin) und einer fundierten Ausbildung im Arbeit, Bildung, Forschung e. V., einer psychologischen Fakultät der Freien Universität Berlin, unterstützt sie seit 2014 Führungskräfte, Teams und Events mit Workshops, Coachings und Moderationen.
Ihr Schwerpunkt liegt auf der spezifischen Kommunikation in unterschiedlichsten Kontexten, wobei Ministerien, Senatsverwaltungen, die Privatwirtschaft und zivilgesellschaftlichen Organisationen zu ihren Klient:innen gehören. Darüber hinaus engagiert sie sich ehrenamtlich u. a. bei der SWANS Initiative, die Studentinnen und Akademikerinnen mit Einwanderungsgeschichte, Schwarze Frauen und Women of Color (BIWoC) bei ihrer beruflichen Entwicklung fördert.
In diesem Interview gibt Fatma wertvolle Einblicke in die Dynamik multikultureller Teams. Entdecken Sie, welche Strategien Ihren Joballtag nachhaltig erleichtern und wie Sie eine stabile Work-Life-Balance aufbauen können. Lassen Sie sich von praxisnahen Ansätzen inspirieren, die Ihnen helfen, in einer vielfältigen Arbeitswelt fokussiert, resilient und erfolgreich zu bleiben.
Als Coach und Moderatorin steht Ihnen die Welt offen. Warum haben Sie sich für Berlin als Arbeits- und Lebensmittelpunkt entschieden?
Ich bin quasi eine Urberlinerin. Die Stadt war und ist ideal für mich. Hier kann ich wachsen, egal in welcher Lebensphase ich mich befinde. Berlin bietet mir immer neue Chancen: Vom Studienplatz über meine Anfänge in einem KMU und Start-up bis hin zur Selbstständigkeit als Coach und Moderatorin.
Berlin ist der perfekte Ort für meine Arbeit – hier treffen sich die Menschen und Organisationen, die ich unterstütze, und Ministerien sowie zivilgesellschaftliche Konferenzen sind direkt vor Ort. Es ist einfach so, dass Berlin gern einlädt und viele Akteure der Verbände und Organisationen hier zusammenkommen. Auch die Netzwerke Berlins sind für mich entscheidend. Die Unternehmerinnen-Tage der IHK und die Smart Country Convention sind nur zwei Beispiele für Network-Events, die mich beruflich und persönlich weiterbringen.
Als mehrfache Mutter schätze ich die vielen grünen Plätze, Parks und das kindgerechte Umfeld – vom Sportverein bis zum verkehrsfreien Inlineskaten auf dem Tempelhofer Feld. Da ich religiös bin, ist es für mich ein besonderer Vorteil, dass ich immer eine Moschee in der Nähe habe. All diese Aspekte machen Berlin für mich zu einem einzigartigen und erfüllenden Ort zum Leben und Arbeiten.
Welche beruflichen Vorteile bietet Berlin Ihrer Meinung nach im Vergleich zu anderen deutschen Städten?
Berlin ist eine multikulturelle Metropole und bietet zahlreiche Vernetzungsmöglichkeiten sowie eine hervorragende Infrastruktur. Die Stadt vereint Hochschulen, Universitäten, KMUs, Start-ups, große Konzerne und führende Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen – ein starkes Ökosystem für alle, die beruflich aufsteigen oder sich neu orientieren möchten.
Egal, ob Sie studieren, in Ihrer Karriere den nächsten Schritt machen oder beruflich ganz neu anfangen wollen: Berlin hat die richtigen Voraussetzungen und Möglichkeiten für jede Lebensphase.
Berlin ist eine Stadt, in der viele internationale Teams arbeiten. Welche Herausforderungen sehen Sie für Fach- und Führungskräfte in dieser dynamischen Umgebung?
Die erste Herausforderung besteht darin, die Vielfalt an Kulturen, Sprachen, Arbeitshaltungen und Kommunikationsstilen zu akzeptieren und zu integrieren. Selbst wenn alle im Team dieselbe Sprache sprechen, unterscheidet sich die Art und Weise, wie wir Dinge ausdrücken und wahrnehmen – allein schon das Verständnis von „klaren Ansagen“ und „Andeutungen“ kann stark variieren. Einige Teammitglieder kommunizieren direkt und sachlich, andere halten es für angebrachter ihre Bedarfe in Andeutungen rüberzubringen, da das direkte Aussprechen für sie als unangebracht gilt. Dieses Zusammenspiel erfordert ein Bewusstsein dafür, wie sich Kommunikationsstile auf Teamziele und Leistungen auswirken können.
In einigen Kulturen gilt es als unhöflich, konstruktive Kritik zu äußern, während in anderen eine offene Rückmeldung unverzichtbar ist. Für Führungskräfte ist es daher besonders entscheidend, sich mit den kulturellen Hintergründen und Sozialisierungen aller Teammitglieder vertraut zu machen und einen gemeinsamen Kommunikationsweg zu finden. Dies erfordert Offenheit, die Bereitschaft, aus der Komfortzone herauszutreten, und eine flexible Herangehensweise, die kulturelle Nuancen berücksichtigt und ein starkes Teamverständnis schafft.
Welche Kommunikationsstrategien empfehlen Sie speziell für Führungskräfte, um Missverständnisse in multikulturellen Umfeldern erfolgreich zu meistern?
Eine zentrale Strategie ist, sich bewusst zu machen, dass jede Person aus der eigenen Perspektive kommuniziert – das sogenannte „Bild der eigenen Welt“. Statt davon auszugehen, dass das eigene Verständnis einer Situation universell ist, sollten Führungskräfte gezielt auf ihr Team zugehen und deren Sichtweise aktiv erfragen. Eine wirkungsvolle Frage könnte sein: „Wie nehmt ihr die Situation wahr, und was würde euch bei der Umsetzung helfen?“ Durch solche offenen Fragen wird ein Dialog ermöglicht, in dem unterschiedliche Perspektiven sichtbar und wertgeschätzt werden.
Ein weiterer Tipp: Hören Sie zu, um zu verstehen, nicht um zu antworten. Echte Offenheit im Zuhören bedeutet, die eigene Perspektive bewusst zurückzustellen und bei Unklarheiten direkt nachzufragen. Dadurch schaffen Sie ein tiefes Verständnis und bauen Vertrauen auf.
Kommunizieren Sie zudem immer klar, sachlich, deutlich und freundlich. Bringen Sie Ihre Erwartungen sachlich auf den Punkt, aber bleiben Sie offen und respektvoll. Indem Sie sowohl Klarheit als auch Offenheit in der Kommunikation leben, minimieren Sie Missverständnisse und fördern eine produktive, wertschätzende Teamatmosphäre.
Wie kann ich als Fach- oder Führungskraft in einem internationalen Team eine integrative und wertschätzende Arbeitsatmosphäre fördern?
In Teams gibt es stets soziale Rollen – wie die Organisation von Teamevents oder das Einführen gemeinsamer Routinen. Lassen Sie diese Rollen innerhalb des Teams rotieren, sodass alle die Chance haben, die Atmosphäre aktiv mitzugestalten. Klassische Teamevents wie Bar-Abende passen nicht für jede Person: Eltern haben abends Verpflichtungen, manche Kolleg:innen verzichten auf Alkohol, und andere fühlen sich in dunklen Räumen unwohl. Schaffen Sie Alternativen, zum Beispiel ein Picknick-Teamevent, bei dem Familien willkommen sind. Rotierende Rollen und variierende Eventformate bringen Balance und ermöglichen, dass jede Person im Team ihre individuellen Bedürfnisse und Ideen einbringen kann.
Ebenso empfehle ich regelmäßige Retrospektiven. Ziehen Sie sich als Team kurz aus dem Alltag zurück und reflektieren Sie gemeinsam, was gut läuft und was optimiert werden kann. Die positiven Elemente bleiben im Fokus, und dieser Austausch stärkt nicht nur das Verständnis füreinander, sondern auch den Teamzusammenhalt.
Welche Routinen empfehlen Sie persönlich, um im Job fokussiert und produktiv zu bleiben?
Planen Sie, ohne sich verrückt zu machen! Planung ist für mich der Schlüssel zu mehr Gelassenheit und Struktur im Arbeitsalltag. Bereits montags verschaffe ich mir einen Überblick über die gesamte Woche – das schafft Klarheit und reduziert Stress. Ich nutze einen Printkalender mit Monats- und Wochenübersicht, der mir sowohl die großen Meilensteine als auch die kleinen, täglichen Ziele vor Augen führt.
Ebenso wichtig ist es, auch mal bewusst „blaue Pausen“ einzulegen. Das bedeutet für mich, das Arbeitspensum gelegentlich zu unterbrechen – sei es für ein längeres Frühstück, einen Kaffee mit der Nachbarin oder einen „Walk & Talk“ in der Mittagspause. Solche Momente helfen mir, eine gesunde Balance zwischen Arbeit und Privatleben zu finden.
Wir sind keine Maschinen. Wenn mal etwas schiefgeht, ist das kein Grund für Schuldgefühle. Geben Sie sich Raum und nehmen Sie den Druck heraus – so bleiben Sie fokussiert und entspannt.
Welche Rolle spielt Selbstreflexion, wenn es darum geht, souveräne Entscheidungen im Berufsleben zu treffen?
Selbstreflexion ist entscheidend. Nehmen Sie sich regelmäßig bewusst Zeit, um Ihr Handeln und Ihre Entscheidungen zu hinterfragen. Pausen, in denen Sie darüber nachdenken, was und wie Sie die Dinge angehen, sind unverzichtbar.Ein Sparringspartner oder eine Sparringspartnerin kann hier wertvolle Impulse liefern – der Austausch mit anderen fördert ein tieferes Verständnis für die eigenen Denk- und Verhaltensweisen. Nur durch Selbstreflexion gewinnen Sie die Klarheit und Souveränität, die es braucht, um im Joballtag sicher und wirkungsvoll zu agieren.
Gerade in verantwortungsvollen Positionen kann die Balance zwischen Beruf und Privatleben schwerfallen. Welche Tipps haben Sie für eine gesunde Work-Life-Balance?
Es gibt kein Schwarz-Weiß. Nix ist richtig, nix ist falsch. Jeder Mensch hat ein individuelles Leben, deshalb sind die Bedürfnisse auch individuell.
Ein Rat, der mir persönlich hilft: klare Trennung von Arbeits- und Freizeit. Wenn Sie arbeiten, dann arbeiten Sie konzentriert. In der Freizeit lassen Sie berufliche Gedanken bewusst ruhen.
Fällt Ihnen auf Arbeit etwas ein, was Sie privat erledigen wollen, schreiben Sie es auf oder erledigen Sie es schnell, um den Kopf wieder für die Arbeit freizuhaben. Umgekehrt gilt: Fällt Ihnen in der Freizeit etwas Berufliches ein, schieben Sie es auf den nächsten Arbeitstag. Seien Sie hier strikter. Sollte es ausnahmsweise notwendig sein, privat etwas für die Arbeit zu tun, kommunizieren Sie das klar in Ihrem Umfeld. Legen Sie sich bewusst eine Zeitspanne fest, erledigen Sie die Aufgabe und kehren Sie dann kompromisslos zur Freizeit zurück.
Für viele Fach- und Führungskräfte ist das eigene Netzwerk entscheidend für den beruflichen Erfolg. Welche Empfehlungen haben Sie für den gezielten Ausbau eines beruflichen Netzwerks?
Netzwerken bedeutet für mich: Zwei Menschen kommen ins Gespräch und können irgendwann davon profitieren – sei es in einem Monat oder erst in fünf Jahren. Netzwerke zu pflegen, ist sowohl beruflich als auch privat wichtig. Manchmal steckt gerade in Gesprächen mit der Nachbarin oder anderen Eltern auf dem Spielplatz der wertvollste Tipp für den beruflichen Weg.
Wenn Sie zu Netzwerkveranstaltungen gehen, scheuen Sie sich nicht, auf Menschen zuzugehen. Oft erlebe ich, dass viele zögern, fremde Personen anzusprechen. Mein Rat: Einfach machen! Ein freundlicher Austausch wird immer positiv aufgenommen.
Betrachten Sie jeden Kontakt als Chance und schließen Sie vielversprechende Gespräche mit „Wenn ich mal etwas habe, kann ich auf Sie zukommen?“ ab. So schaffen Sie eine offene Basis für zukünftige Verbindungen.
Nennen Sie uns abschließend Ihre drei Top-Tipps, und Resilienz und innere Stärke im Joballtag aufzubauen?
- Nehmen Sie sich immer wieder Ruhephasen! Auszeiten sind wichtig für Entspannung und Selbstreflexion.
- Arbeiten Sie in stressigen Phasen kürzer und effizienter! So haben Sie am nächsten Tag mehr Energie.
- Bewegen Sie sich in Ihrem Arbeitsalltag – ob beim Telefonieren im Raum oder an der frischen Luft! So erreichen Sie gedankliche Makroebenen.