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Stuart Cameron im Interview: So finden Sie LGBTQIA-freundliche Arbeitgeber:innen in Berlin

Porträt von Stuart Cameron, CEO UHLALA Group Berlin
Porträt von Stuart Cameron, CEO UHLALA Group Berlin

Berlin ist bunt. Berlin ist divers. Doch wie LGBTQIA-freundlich sind eigentlich die Berliner Arbeitgeber:innen? Und wie finde ich diese Arbeitgeber:innen? Wir haben den Experten Stuart Bruce Cameron (41) gefragt. Er hat geantwortet.

Stuart ist Gründer und CEO der UHLALA Group und beschäftigt sich seit 13 Jahren mit den Themen Diversity und LGBTQIA im Arbeitsleben. Seine Unternehmensgruppe unterstützt zu einem Arbeitgeber:innen dabei, für die Community aktiv zu werden, zum anderen stärkt sie das Empowerment innerhalb der LGBTQIA-Gemeinschaft. Das Ziel ist immer, Arbeitnehmer:innen und Arbeitgeber:innen zu verbinden, sodass sich beide Seiten gemeinsam entwickeln können. Dies erreicht die UHLALA  Group in Form von Aufklärung, Veranstaltungen, Vorträgen, Panels, Wettbewerben und direkten Vermittlungen.

„Jeder dritte Job wird über ein Netzwerk vergeben. Das ist eine Info, die vielen noch fremd ist. Wir bestärken die Community darin, sich zu vernetzen und Synergien auch innerhalb des Arbeitslebens zu nutzen.“, so Stuart. Mehr Zusammenhalt, mehr Präsenz und gegenseitige Förderung – das ist der Motor für die tägliche Arbeit der UHLALA Group.

Welche Möglichkeiten habe ich, LGBTQIA-freundliche Arbeitgeber:innen in Berlin zu finden?

Das ist gar nicht so einfach. Die Politik hat noch keine Normen gesetzt, an denen man LGBTQIA-freundliche Arbeitgeber:innen erkennen kann. Ein guter Tipp ist immer, sich über den Freundes- und Bekanntenkreis zu erkundigen, wie die jeweiligen Unternehmen ticken, in denen andere arbeiten.

Zudem geben viele Unternehmen auf den eigenen Websites Auskunft darüber, ob sie etwas im Bereich Diversity tun. Hier ist es wichtig, genau zu prüfen, ob in diesen Bereich auch LGBTQIA hineinfällt. Große Unternehmen ab 1000 Mitarbeiter:innen sollten ein Mitarbeitenden-Netzwerk im Bereich LGBTQIA haben.

Natürlich kann man auch auf unseren Veranstaltungen schauen, welche Unternehmen sich beteiligen. Zugegeben, nicht alle sind Champions in diesem Bereich, aber die Bereitschaft, etwas zum Positiven zu  verändern, haben alle, die teilnehmen.

Zudem haben wir das Arbeitergeber:innen-Siegel Pride Champion entwickelt. Es ist noch nicht so stark verbreitet, aber alle Unternehmen, die das Siegel haben, können Strukturen aufweisen, die bei Diskriminierung Arbeitnehmer:innen schützen und diese im Allgemeinen fördern.

In kleineren Unternehmen erfahren Sie schneller, ob dieses LGBTQIA-freundlich ist. Ist beispielsweise ein:e Mitarbeiter:in oder sogar der/die Chef:in geoutet, ist dies ein deutliches Zeichen für Offenheit am Arbeitsplatz.

Woran erkenne ich LGBTIQA-freundliche Arbeitgeber:innen?

Finden Sie es am besten direkt im Vorstellungsgespräch heraus! Fragen Sie offensiv nach Maßnahmen des Unternehmens im Bereich Diversity-Management, speziell im Bereich LGBTQIA! Sollte eine Antwort kommen, wie „Da machen wir nix. Bei uns sind alle gleich.“, ist dies ein deutlicher Indikator, dass sich mit dem Thema nicht beschäftigt wird und somit ein schlechtes Zeichen. Es geht nicht darum, sich sofort zu outen. Es geht eher darum, genau zu prüfen, was wirklich aktiv getan wird. Aktivität ist ein Zeichen für Freundlichkeit. Passivität eher nicht.

Was hat sich deiner Meinung nach im Bereich LGBTQIA-Freundlichkeit schon getan und was kann noch erreicht werden?

Das Thema ist zumindest schon mal auf die Agenda gekommen. Momentan leider zu stark bei den großen Unternehmen und Organisationen und weniger bei den kleinen. Viele Unternehmen glauben nach wie vor, dass es damit getan ist, einmal im Juni die Regenbogenflagge rauszuholen. Da wünsche ich mir einfach mehr echtes LGBTQIA-Management im Diversity-Management. Es braucht jemanden, der/die sich innerhalb eines Unternehmens dafür verantwortlich fühlt und die Sache voranbringt.

Ich freue mich momentan, dass die jüngere Generation lauter ist denn je. Dies bringt Unternehmen dahin, zu handeln. Ich wünsche mir, dass mehr Unternehmen mitmachen und ganzjährig daran arbeiten. Sicherlich ist Luft nach oben, aber wir sind auf einem guten Weg.

Wie ist Berlin als LGBTIQA-freundliche Stadt im internationalen Vergleich aufgestellt?

Berlin ist eine offene Stadt. Sie können hier gut queer leben. Berlin bietet Schutzräume. Im Vergleich zu anderen Städten haben Sie hier die Verbindung von privater und beruflicher LGBTQIA-Lebenskultur. Sie finden in Berlin LGBTQIA-freundliche Unternehmen und mindestens genauso viele Clubs und andere Aktivitäten in diesem Bereich. Klar, San Francisco und Amsterdam sind der Himmel für LGBTQIA-Leute, aber Berlin ist beispielsweise mit London gleichzusetzen. Ganz weit vorn.

Wie finden zuziehende Talente Zugang zur Berliner Community?

Für private Interessen ist das Stadtmagazin Siegessäule ein guter Tipp. Hier finden Zuziehende alles rund um die queere Kultur. Im Bereich Arbeit schauen Sie sich gern bei uns um. Wir haben viele Marken und Produkte entwickelt, über die Sie sich in deutscher und englischer Sprache vernetzen können – beispielsweise Unicorns in Tech, ein globales Netzwerk für die LGBTQIA-Community, oder unsere Business-Community Proudr, eine kostenfreie App mit Veranstaltungskalender.